Artikel

ETFS & INDEXFONDS

Fünf Gründe: Warum Fondsmanager künftig leichter Aktienindizes schlagen

 

Aktiv oder passiv Investieren? Das fragen sich viele Investoren. Eine aktuelle Analyse von Blackrock gibt fünf Gründe, weshalb aktive Fonds künftig leichter passive Strategien schlagen könnten. Auch wenn das in der Vergangenheit nicht der Fall war.

 

Für Fondsmanager könnte es künftig leichter werden, Aktienindizes zu schlagen. Zu dem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von Blackrock. Die US-Fondsgesellschaft vertreibt zwar sowohl aktive als auch passive Produkte – kommt jedoch zu dem Schluss, dass die derzeitige Börsensituation die Chancen für Alpha steigere.

 

Unter dem Begriff Alpha verstehen Finanzexperten zusätzliche Gewinne im Vergleich zum breiten Markt, die sich durch aktives Management erzielen lassen. Die Bewegung des breiten Markts nennt sich dagegen Beta. Schneidet ein aktiver Fonds lediglich durchschnittlich ab, ist das Alpha wegen der höheren Managementkosten bereits negativ. Ein Umstand, der immer wieder vorkommt: Denn Analysen zeigten, dass aktiv gemanagte Fonds in der Vergangenheit häufig Probleme hatten, ihre passive Konkurrenz zu schlagen.

Fünf Gründe für aktive Fonds

Auch wenn es in der Vergangenheit vielleicht anders lief, sieht Investmentchefin Helen Jewell von Blackrock derzeit fünf Gründe, warum aktive Fonds passive Strategien künftig leichter schlagen könnten:

1. Die Volatilität wird eher zu- als abnehmen

„Geopolitische Bedenken, Versorgungsausfälle und Zentralbanken, die sich der Inflationsbekämpfung verpflichtet haben, werden die Volatilität wahrscheinlich anheizen. Die damit einhergehenden Markttiefs können zu Fehlbewertungen führen und bieten aktiven Stockpickern die Möglichkeit, Aktien von Unternehmen mit guten Aussichten mit einem Abschlag zu erwerben.“

2. Kurse einzelner Aktien entwickeln sich unterschiedlicher

„Während der globalen Finanzkrise war die Streuung bei Aktien verhalten und die Unterschiede zwischen den besten und den schlechtesten Werten gering. Wir stellen jedoch fest, dass die Streuung von Erträgen, Bewertungen und Renditen zunimmt. Hierdurch wird ein Umfeld geschaffen, in dem die geschickte Aktienauswahl einen bedeutenderen Beitrag zu den Portfolioergebnissen leisten kann.“

3. Die Faktoren, die den Gewinn beeinflussen, variieren je nach Unternehmen stärker

„Unsere Analyse zeigt, dass die größere Streuung der Renditen zunehmend auf aktienspezifischen Variablen beruht, wir glauben, dass eine aktive Auswahl, die sich auf Fundamentaldaten konzentriert, unter diesen Bedingungen einen größeren Einfluss auf die Ergebnisse der Anleger haben kann.“

4. Der Markt wird unabhängiger von wenigen Kurstreibern

„Die Marktbreite ist historisch gesehen gering: 22 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 Index entfallen auf die fünf größten Werte (Stand: 30. Juni 2023). Dabei handelt es sich in erster Linie um technologiebezogene Aktien aus den Bereichen IT, Telekommunikationsdienste und zyklische Konsumgüter. Da der Markt zunehmend die Fundamentaldaten der Unternehmen wertschätzt, gehen wir davon aus, dass sich die Marktbreite über die derzeitigen Marktführer hinaus ausweiten wird.“

5. KI-getriebene Chancen

„In Anbetracht des immensen Potenzials der künstlichen Intelligenz (KI) gehen wir davon aus, dass sie zu einer stärkeren Streuung der Aktien beitragen wird. Unserer Ansicht nach wird das Verständnis von KI-Anwendungsfällen, -Implikationen und -Risiken über Sektoren, Branchen und einzelne Aktien hinweg einen wachsenden Einfluss auf die Anlageergebnisse haben.“ 

Jewell kommt zu dem Schluss, dass all diese Faktoren Analysten nun bessere Chancen verschaffen, aussichtsreiche Aktien herauszupicken. Aber, ist es tatsächlich so einfach? Zwar legen die Gründe nahe, dass es zunehmend herausfordernder wird, allein mit Beta, sprich Indexfonds, Gewinne zu erzielen. Dennoch sollten Anleger berücksichtigen, dass dadurch Alpha nicht zwangsläufig erfolgreicher ist. Denn der Fondsmanager muss trotzdem weiterhin bessere Anlageentscheidungen treffen können, als der Durchschnitt der Investoren.

Auch die Analysten von Morningstar rechneten 2022 damit, dass die schwierige wirtschaftliche Lage, dafür sorgen würde, dass aktive Manager ihre passiven Konkurrenten einfacher schlagen, da die Indexfolger den kompletten Abwärtstrend der Märkte mitnehmen. Nach Auswertung der Daten kam die Fondsratinggesellschaft jedoch zu dem Ergebnis: „Die Erfolgsquote aktiver Manager in dem Einjahreszeitraum bis Ende 2022 konnte nicht beeindrucken.“

Der Bericht untersuchte 26.000 aktive und passive Fonds mit Sitz in Europa, die etwa 5,1 Billionen Euro an Vermögenswerten verwalteten. In den 43 untersuchten Aktienkategorien schafften es lediglich 29 Prozent der aktiven Fonds besser abzuschneiden als ihre passiven Konkurrenten.

„Hinzu kommt, dass die stets existierende Minderheit derjenigen Fondsmanager, die ihre passive Benchmark in einem bestimmten Zeitfenster schlagen, nicht zuverlässig prognostizierbar ist“, äußerte sich auch Finanzexperte Gerd Kommer in einem Interview mit dem Branchenmagazin Citywire zu dem Thema. Im Wesentlichen könne man sagen, dass sich die Zusammensetzung dieser kleinen Gruppe von Periode zu Periode nach dem Zufallsprinzip ändere.

Auch die Morningstar-Analysten stimmen dem zu: „Die langfristige Erfolgsquote aktiver Manager bleibt insgesamt niedrig.“ In den vergangenen zehn Jahren lag diese bei aktiven Aktienmanagern bei 17 Prozent. Aktive Rentenmanager erreichten mit 23 Prozent etwas mehr. Die schwache Performance der Fonds führen die Analysten auf einen Mix von falschen Entscheidungen bei der Aktienauswahl und den sich verstärkenden negativen Auswirkungen höherer Gebühren im Vergleich zu kostengünstigen passiven Wettbewerbern zurück. Dennoch bleibt der Erfolg mancher aktiver Strategien nicht ausgeschlossen.

 

zurück